Donnerstag, 2. November 2017

330 km Akten, das Gedächtnis einer Nation



Bundesarchiv in Koblenz. Foto: Stefanie Waske

Das Bundesarchiv Koblenz ist für mich ein besonderer Ort: Wie viele Recherchen haben mich dorthin geführt! Zahllose Tage habe ich Akten gesichtet und versucht zu begreifen, warum beispielsweise CDU und CSU 1969 einen Nachrichtendienst gründeten. Am Samstag, 4.11.2017, berichtete nun der SWR in seiner Sendung Landesart (18.15-18.45 Uhr) über das Archiv berichten. Ich erzähle, was ich alles in Koblenz erlebt habe und warum die Arbeit der Mitarbeiter dort so wichtig ist.


Hier der Link zum Video: Landesart: RAF, Oktoberfest-Attentat, Verrat im Kanzleramt

Freitag, 16. Juni 2017

Vortrag

 Das Oktoberfest-Attentat und der Rechtsterrorismus der 1980er Jahre


Mit dem Anschlag auf das Münchner Oktoberfest am 26. September 1980 rückte ein junger Student in den Blick der Öffentlichkeit: Gundolf Köhler aus Donaueschingen, der bereits als Teenager an Übungen der Wehrsportgruppe von Karl-Heinz Hoffmann teilgenommen hatte. 13 Menschen tötete die Bombe auf der Wiesn, mehr als 200 wurden verletzt. Doch was hatte Köhler und seine rechten Kameraden einst motiviert, sich für paramilitärisches Training zu begeistern? Oder in ihrer Freizeit Sprengkörper zu bauen? Dies beleuchte ich in meinem Vortrag in der  Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße. Ich werde auch einen Blick auf regionale Gruppen und deren Vorfeldorganisationen werfen.

Termin: Donnerstag, 22.6.2017, 19.00 Uhr

Homepage der Gedenkstätte Schillstraße
http://www.schillstrasse.de

Dienstag, 28. März 2017

NSA lauscht der Verschwörung gegen Willy Brandt




Sabine Cutter (Friederike Becht) sichtet die abgehörten Telefonate der NSA. (c) ZDF und Bernd Schuller

Nachrichtendienst der CDU/CSU im ZDF-Dreiteiler „Der gleiche Himmel“


Spionagestützpunkt Teufelsberg West-Berlin 1974: Sabine Cutter (Friederike Becht) arbeitet als Datenanalystin für den amerikanischen Geheimdienst NSA.  Gerade haben die Mitarbeiter ihrer Abteilung ein Telefonat aus einer Wohnung in West-Berlin nach Bonn zwischen Frederick Leidl und Arnulf Neumann abgehört. Leidl - der Namen kommt den Geheimdienstmitarbeitern bekannt vor.  „Ein früherer Nazi, der Rudolf Heß in Nürnberg verteidigte“, erinnert sich einer. Gemeint ist zweifellos Alfred Seidl.


Die fiktionale Geschichte des ZDF-Dreiteilers „Der gleiche Himmel“ (Sendetermine: 27.3., 29.3 und 30.3.) hat einen realen Hintergrund. Nur spielte sie sich in Wirklichkeit 1969 ab: Damals beschlossen ehemalige BND-Mitarbeiter einen „Kleinen Dienst“ zu gründen – für CDU und CSU, die nun erstmals in der Opposition saßen. Sabines Stiefvater Howard (Steven Brand), leitender NSA-Mitarbeiter und ihr Chef im Film, stellt treffend den Grund dar: „Wegen Brandts Kuschelkurs mit dem Osten.“ Später erklärt er den Sinn des Dienstes: „Um die Sozialdemokraten zu schwächen, falls sie Brandts Ostkurs folgen." 


Nicht von ungefähr erinnert dies an die Recherche meines Buches „Nach Lektüre vernichten“ (Hanser Verlag). 2013, kurz nach Erscheinen, nahm die britische Drehbuchautorin Paula Milne [Interview ZDF] mit mir Kontakt auf. Wir trafen uns in Berlin. Damals konzipierte sie die Serie. Und fand die Verschwörung gegen Willy Brandt sehr spannend. Sie ließ sich dann frei für ihr Drehbuch inspirieren. Manche Details sind aber deckungsgleich: Beispielsweise das ewige  Finanzierungsproblem des „Kleinen Dienstes“. Wie bemerkt doch Howard Cutter in der Konferenz der NSA mit Blick auf CDU und CSU: „Solche Operationen sind eine Nummer zu groß für sie.“ Auch die Kontakte zu den Amerikanern, dem State Department und zu Henry Kissinger, gab es. Sabine Cutter fragt im Film ihren Stiefvater, ob Kissinger sich denn zu für so etwas hergebe. Der antwortet: „Niemand kennt Kissinger. Höchstens Facetten von ihm.“ Ein schöner Dialog, wie ich finde.

Dass Nixon persönlich involviert war, lässt sich aber nicht beweisen. Wer sich hinter dem fiktiven „Neumann“ verbirgt, bleibt offen. Vermutlich ist der Wolfgang Langkau gemeint, dieser war in der Tat einst leitender BND-Mitarbeiter und nun für den „Kleinen Dienst“ engagiert. Dass sich jedoch hier alte Nationalsozialisten zusammengetan hätten, ist ebenfalls vereinfacht: Der Dienst war ein Sammelbecken von rechtskonservativen Personen. Der eigentliche Gründer, Hans Christoph von Stauffenberg, passte in dieses einfache Schema nicht. Aber es ist ja nur ein Film.
Wer sich die Szenen genau ansehen möchte:

Teil 2 [Link]
Szene 1: 36. Minute
Szene 2: 1 Stunde und 29 Minuten
Teil 3 [Link]
Szene 1:  18. Minute
Szene 2:  1 Stunde 14 Minuten