Dienstag, 28. März 2017

NSA lauscht der Verschwörung gegen Willy Brandt




Sabine Cutter (Friederike Becht) sichtet die abgehörten Telefonate der NSA. (c) ZDF und Bernd Schuller

Nachrichtendienst der CDU/CSU im ZDF-Dreiteiler „Der gleiche Himmel“


Spionagestützpunkt Teufelsberg West-Berlin 1974: Sabine Cutter (Friederike Becht) arbeitet als Datenanalystin für den amerikanischen Geheimdienst NSA.  Gerade haben die Mitarbeiter ihrer Abteilung ein Telefonat aus einer Wohnung in West-Berlin nach Bonn zwischen Frederick Leidl und Arnulf Neumann abgehört. Leidl - der Namen kommt den Geheimdienstmitarbeitern bekannt vor.  „Ein früherer Nazi, der Rudolf Heß in Nürnberg verteidigte“, erinnert sich einer. Gemeint ist zweifellos Alfred Seidl.


Die fiktionale Geschichte des ZDF-Dreiteilers „Der gleiche Himmel“ (Sendetermine: 27.3., 29.3 und 30.3.) hat einen realen Hintergrund. Nur spielte sie sich in Wirklichkeit 1969 ab: Damals beschlossen ehemalige BND-Mitarbeiter einen „Kleinen Dienst“ zu gründen – für CDU und CSU, die nun erstmals in der Opposition saßen. Sabines Stiefvater Howard (Steven Brand), leitender NSA-Mitarbeiter und ihr Chef im Film, stellt treffend den Grund dar: „Wegen Brandts Kuschelkurs mit dem Osten.“ Später erklärt er den Sinn des Dienstes: „Um die Sozialdemokraten zu schwächen, falls sie Brandts Ostkurs folgen." 


Nicht von ungefähr erinnert dies an die Recherche meines Buches „Nach Lektüre vernichten“ (Hanser Verlag). 2013, kurz nach Erscheinen, nahm die britische Drehbuchautorin Paula Milne [Interview ZDF] mit mir Kontakt auf. Wir trafen uns in Berlin. Damals konzipierte sie die Serie. Und fand die Verschwörung gegen Willy Brandt sehr spannend. Sie ließ sich dann frei für ihr Drehbuch inspirieren. Manche Details sind aber deckungsgleich: Beispielsweise das ewige  Finanzierungsproblem des „Kleinen Dienstes“. Wie bemerkt doch Howard Cutter in der Konferenz der NSA mit Blick auf CDU und CSU: „Solche Operationen sind eine Nummer zu groß für sie.“ Auch die Kontakte zu den Amerikanern, dem State Department und zu Henry Kissinger, gab es. Sabine Cutter fragt im Film ihren Stiefvater, ob Kissinger sich denn zu für so etwas hergebe. Der antwortet: „Niemand kennt Kissinger. Höchstens Facetten von ihm.“ Ein schöner Dialog, wie ich finde.

Dass Nixon persönlich involviert war, lässt sich aber nicht beweisen. Wer sich hinter dem fiktiven „Neumann“ verbirgt, bleibt offen. Vermutlich ist der Wolfgang Langkau gemeint, dieser war in der Tat einst leitender BND-Mitarbeiter und nun für den „Kleinen Dienst“ engagiert. Dass sich jedoch hier alte Nationalsozialisten zusammengetan hätten, ist ebenfalls vereinfacht: Der Dienst war ein Sammelbecken von rechtskonservativen Personen. Der eigentliche Gründer, Hans Christoph von Stauffenberg, passte in dieses einfache Schema nicht. Aber es ist ja nur ein Film.
Wer sich die Szenen genau ansehen möchte:

Teil 2 [Link]
Szene 1: 36. Minute
Szene 2: 1 Stunde und 29 Minuten
Teil 3 [Link]
Szene 1:  18. Minute
Szene 2:  1 Stunde 14 Minuten



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